| erstellt am: 09.04.2015 |
Landwirte ärgern sich über ihren Ruf
Quelle: RP vom 14.01.2015
Kühe könnten kaum glücklicher sein. Ihr neugebauter, nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entworfener Stall steht in Haan, inmitten idyllischer Landschaft, umgeben von unendlichen Wiesen und Weiden, die im Frühjahr wieder saftiges Gras sprießen lassen werden. Neugierig beobachten die schwarz- und buntgescheckten Milchkühe das Treiben. Landwirt Gerhard Rosendahl liegt das Wohl seiner Tiere sehr am Herzen und das auch aus ganz pragmatischen Gründen. „Die meisten Landwirte legen Wert darauf, dass es den Tieren gut geht, denn nur ein gesundes und zufriedenes Tier kann für uns produktiv sein.“
Seine Frau, Marlene Rosendahl, ärgert sich darüber, dass Bauern, die sich nicht Biobauern nennen dürfen, weil sie bestimmte, oft nur einzelne Auflagen nicht erfüllen, als profitgierig und ansonsten der Tierhaltung gegenüber gleichgültig abgestempelt werden. „Wenn Sie zum Beispiel ihre Tiere gut halten, so wie wir es tun, ihnen aber vielleicht kein spezielles Biofutter füttern, bekommen Sie das Siegel nicht.“ In ihrem Hofladen bietet Familie Rosendahl ein kleines, aber feines Sortiment an regionalen Produkten an. Käse aus dem bergischen Land, Boden- oder Freilandeier aus Ratingen. Generell aber ist der Begriff „regional“ nicht ganz so einfach zu definieren. „Wenn es Produkte in der Umgebung nicht gibt, kaufen wir auch schon mal aus Süddeutschland oder dem Saarland zu. Generell aber gilt, das regional immer bedeutet, dass die Dinge aus Deutschland stammen.“ Die Milch und die Marmeladen kommen vom eigenen Betrieb. Rund 1250 Liter Milch produzieren die 50 Kühe täglich, Hauptabnehmer ist die Firma Landliebe. Mit der Milchwirtschaft allein würden die Rosendahls nicht überleben können. „Nur unsere vier Standbeine zusammen – Milchwirtschaft, Ackerbau, Pensionsbetriebe und der Hofladen – werfen so viel ab, dass es uns relativ gut geht.“
Der Präsident des rheinischen Landwirtschaftsverbandes, Bernhard Conzen, kritisiert vor dem Hintergrund der anstehenden grünen Woche in Berlin, dass es den Landwirten zunehmend schwer gemacht wird, sich wirtschaftlich so zu festigen, dass sie nicht ständig um ihre Existenz bangen müssen. „Zum einen darf die Politik die Betriebe in außenpolitischen Krisen, die unter anderem für das sinkende Preisniveau verantwortlich sind, mit den Auswirkungen nicht alleine lassen. Zum anderen fordern wir eine ehrlichere Diskussion, zum Beispiel über die Bodenbelastungen durch zu viel Gülle.“ Gerhard Rosendahl kann in all den Punkten nur zustimmen. „Es wird immer behauptet, wir hätten generell eine zu hohe Nitratbelastung in unseren Böden, tatsächlich aber sinken bei uns die Werte, seit unserer Kooperation mit den Erkrather Wasserwerten, kontinuierlich.“ Auch über die permanenten Diskussion um genmanipuliertes Futter ist der Haaner unglücklich. „In jeder Branche gibt es schwarze Schafe, aber wir werden auf diese schlichtweg reduziert, unser gesamter Ruf leidet darunter. Das macht man doch in anderen Branchen auch nicht. Unsere Kühe werden zu 100 Prozent mit Futter aus unserer Eigenproduktion versorgt, das bedeutet: Sie sind frei von jeglicher Gentechnik.“